rathaus mainz

Das von Arne Jacobsen entworfene Rathaus Mainz und seine unmittelbare Umgebung mit Jockel-Fuchs-Platz und Tiefgarage stehen zu Recht unter Denkmalschutz. In Laufe der 40-jährigen Nutzung haben sich die Anforderungen an den Gebäudetypus „Rathaus“ jedoch gerade hinsichtlich Transparenz und Offenheit sowie Bürgernähe gravierend verändert. Zentraler Konzeptgedanke des Entwurfes ist daher die denkmalgerechte Transformation der vorhandenen Situation und Bausubstanz zu einer zeitgemäßen architektonischen, freiraumplanerischen und nachhaltigen Lösung von hoher Qualität und Akzeptanz.

Besonders beim Rathausgebäude selbst wird der respektvolle Umgang mit dem vorhandenen Baudenkmal als äußerst wichtig erachtet. Ausser Frage steht jedoch, dass sowohl äußere Anmutung als auch innere Funktionalität einer dringenden Überplanung bedürfen. Hierzu wurden im Rahmen des Gesamtkonzepts sowohl für die Aussenwirkung, d.h. die Fassaden des Gebäudes als auch besonders für die nicht mehr zeitgemäße innere Organisation, Funktionalität und Erschließung des Rathauses verschiedene Lösungsansätze gefunden.

Vorgesehen ist neben einer verbesserten Erschließung auch die großflächigere Öffnung der Fassade in Verbindung mit einer plastischen Anpassung der darüber liegenden Natursteinfläche. So gelingt es, den Zugang natürlich aber dennoch baulich eindeutig zu markieren und eine echte Adressbildung zu bewirken. Durch die grundlegende Überplanung des Untergeschosses, das sich auf dem Niveau des Rheinufers befindet ergibt sich nun die Möglichkeit hier einen zweiten hochwertigen Eingang zu schaffen, wodurch die Anbindung des Gebäudes an die Uferpromenade gelingt. Ebenfalls ist vorgesehen hierhin die bisherige Kantine zu verlegen und diese als halböffentliche Gastronomie im Sinne einer modernen Übersetzung des „Ratskeller-Konzeptes“ zu betreiben. Großflächig verglaste Fassaden dieses neuen und vorgelagerten Sockelgeschosses bewirken in Verbindung mit einer Aussenbewirtung ein Verschwimmen von Innen- und Aussenraum. Auch die Einrichtung des Standesamtes im Erdgeschoss des Rheinflügels mit vorgelagerter Terrasse, die mit Ihrem Ausblick auf den Fluss zum Verweilen beim Sektempfang einlädt, entsteht auf Basis des gleichen Gedankens

Die nicht funktionierenden, gitterartigen Sonnenschutzelemente werden unter denkmalschutztechnischen Aspekten in eine äußerst wirtschaftliche und qualitätsvollere Lösung zu übersetzen. Dies gelingt durch die Vielschichtigkeit der Fassade aus öffenbarer Pfosten-Riegel-Glasfassade, strukturiertem Lamellensonnenschutz und einer klar und großflächig gelgliederten Rahmenkonstruktion, welche nach wie vor im Spannungsverhältnis zur geschlossenen Natursteinfassade steht. Die grundlegende Architektursprache Jacobsens wird erhalten, jedoch zu einer nachhaltig funktionierenden Lösung hinsichtlich Belichtung, natürlicher Belüftung und Sonnenschutz verändert. Dabei bleibt immer gewährleistet, dass Ein- und Ausblicke in gesteigertem Maß vorhanden sowie Offenheit und Transparenz im Sinne einer bürgernahen Verwaltung gegeben sind. Die der Fassade vorgelagerte Rahmenkonstruktion soll bei Dunkelheit dauerhaft mit einer energiesparenden Beleuchtung illuminiert werden. Darüber hinaus kann diese auf aktuelle Gegebenheiten reagieren und z.B. an Fastnacht auch als farblich passende Themenbeleuchtung konzipiert werden.

Bauaufgabe:Umbau und Sanierung Rathaus und Rathausumfeld
Ort:Mainz
Auslober:Stadt Mainz
Bearbeitung:2014